Dieter Appelt

„BUGATTI“

Anlässlich der Stipendiaten Ausstellung,

Akademie der Künste, Berlin.

Die Form als vereinfachende Kausalität, die zunehmende Verdichtung der geistigen Ver­fassung, kommt bei Mathias Lanfer als eine gegebene Eigenschaft als Ursprung und Quel­le zum Ausdruck. Mir schien, als ich seine Ar­beiten erstmals betrachten konnte, daß es ihm nicht ausschließlich um Tradition geht. Diese sukzessiven Konstruktionen, in denen sich kein ideologischer Überbau widerspiegelt, haben in ihren Anspielungen aufgrund meiner Einblicke in moderne Naturwissenschaften et­was mit „Käferpflanzen“ aus der Macro-Ebene oder „Pflanzliches – Objekte von Blossfeldt“ oder „Bugatti-Triebwerken“ zu tun. Jedoch heute ist mir bewußt, daß die Entstehung der kognitiven Oberflächen seiner Konstruktionen eine sorgfältige Planung erfordern. Hier reicht sie von der Zeichnung über die Fertigung des Formstahlelements, über den Rohling, di­verse Tauchvorgänge und Versiegelung, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Außenhaut und das umschlossene Volumen zu lenken. Andererseits verweigert sich sein Werk einer raschen Deutung. Es sind für mich nach wie vor in erster Linie Objekte der Be­gierde, und die ausufernde Phantasie nimmt ihren Lauf bis zum Utopischen, zum Surrea­len ohne Widerstand. Dabei sind es doch nur Stahlmodule – zusammengeschweißt und mit Kunststoff beschichtet. Die komplexen Ober­flächen produzieren Widerstände. Es ist ein Tatbestand der Irrationalität, in eine plastische Form gebracht, ohne eine philosophische oder psychologische Erklärung. Steigen aus dem Untergrund nicht Instrumente des Sur­realen, Erinnerungen, Poetisches, Visuelles, Traumhaftes auf? Diese Gedanken sind der Versuch, aus dem Ballast des Überkommenen womöglich die Reflexion des Neuen auf die Sprache zurückzuführen. Doch das muß ein Vehikel bleiben. Eine rückblickende Betrach­tung zu unterlegen, würde dem Imaginismus von Lanfer nicht gerecht, denn letztlich muß dieses Phantasma seiner Plastiken aufgeklärt werden. Sie weisen keine Parallelen zu irgend­einer mir bekannten Bildhauerei auf. Sein Sys­tem, seine Entscheidungen für formale Neu­erungen sind Beweisführungen, Grundlagen, die einen eigenen Weg markieren.

Dieter Appelt

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